Olivier Messiaen

*  10. Dezember 1908

†  27. April 1992

von Aloyse Michaely

Essay

Messiaen selbst hat wiederholt vier „anstoßerregende“ Momente in seinem Schaffen hervorgehoben: den dezidiert bekundeten katholischen Glauben, die Auffassung der Klänge als Farben, die eigenwillige Rhythmik sowie das Einbeziehen von Vogelstimmen. Es sind dies zugleich die zentralen Elemente seines Gesamtschaffens. Der alles andere bestimmende Faktor, der katholische Glaube, ist von Anfang an ausgeprägt, und wenn die ersten (unveröffentlichten) Werke davon noch kein Zeugnis ablegen, so nur, weil der angehende Komponist noch nicht über die adäquaten Mittel zur Darstellung der Glaubensmysterien verfügte (vgl. Messiaen 1988, 17f.). An den Titeln der ersten religiösen Werke (Le Banquet eucharistique für Orchester, 1928; Le Banquet céleste für Orgel, 1928; L'hôte aimable des âmes für Orgel, 1928) fällt auf, daß alle bereits Messiaens Lieblingsschrift entnommen sind, dem Erbauungsbuch „De imitatione Christi“ (vor 1427), aus dem noch die Mottos von drei Sätzen des späten Orgelzyklus Livre du Saint Sacrement (1984) stammen, und dessen Geist und Atmosphäre Messiaens mystische Sätze (vor allem die der Vingt Regards, 1944, und der Trois petites Liturgies, 1943/44) prägen, – Sätze oder ganze Werke, die thematisch um Eucharistie, Kommunion und um die sich hierin bekundende Nähe Gottes kreisen. Doch so ...